Heidschnuckenweg

Heilsam | Heidschnuckenweg wandern

Etappe 6 - Einen Gang runterschalten
Warum tue ich mir das eigentlich an? Diese Frage kann dir beim Wandern auf dem 223 Kilometer langen Heidschnuckenweg durchaus öfter begegnen, vor allem, wenn die Muskeln lahm werden und die Füße schmerzen. Da kann die Heide noch so lila und die Landschaft noch so einladend sein. Aber geht es beim Entschleunigen in der Natur nicht genau darum? Sich einfach innen und außen zu spüren, statt sich ständig berauschen zu lassen.

Zwischen zwei Kirchen  

 
Der Startpunkt von Etappe 6 von Bispingen nach Soltau liegt gleich an zwei Kirchen:  der fast stattlichen St. Antonius im Ortskern der kleinen Gemeinde und - etwas im Verborgenen dahinter - der alten, „De Ole Kerk“ . Kein Wunder, dass mir so andächtig zumute ist. Hier wurde ich nicht nur eingeschult, auch war die romantische Feldsteinkirche schon immer Sehnsuchtsort für Bräute in spe, die davon träumen, einmal im Leben in Weiß zum Altar geführt zu werden. Meine gesamte Jugend über musste ich täglich nach Soltau zur weiterführenden Schule pendeln. Noch nie aber bin ich den Weg zu Fuß gegangen, was mir in diesem vertrauten Setting zwischen Luhe und Böhme zunächst umso absurder erscheint.
 

Quelle der Stille

 
Und so fühle ich mich fast ein wenig neben der Spur, als ich der Luhe entlang zu ihrer Quelle gelange, die ich das erste Mal für mich entdecke. Allein die Vorstellung beglückt mich, dass hier Wassertropfen aus dem Erdreich emporsteigen, die sich über ihren Weg in die Ilmenau und die Elbe in die Nordsee und von dort in die Weiten der Ozeane verlieren. Auch wenn Analogien zur Entwicklung der menschlichen Seele in Worte gekleidet kitschig und klischeehaft klingen, begleiten mich diese Gedanken mit aufgetankter Energie Richtung Süden, wo es in mir immer stiller wird, obwohl draußen das Leben tobt.
 

Natürlicher Lebensraum

 
Das Rauschen der gar nicht allzu weit entfernten A7 ist je nach Windrichtung und -stärke mal weniger, oft allerdings auch mehr präsent. Der Schafstall in Timmerloh mutet daher wie ein Eingangstor zur nächsten Naturwelt an, wie auch ein Schild ankündigt, das auf den Lebensraum des Wolfes hinweist, was mich gleichermaßen begeistert wie beängstigt. Und das, obwohl ich natürlich weiß, dass weder für mich noch für meinen Proviant Gefahr besteht. Den brauche ich auch, denn hier in den einsamen Heideflächen, die einst militärisches Truppenübungsgelände waren, findet sich weit und breit keine Möglichkeit zum Einkehren, außer vielleicht in den Heide Park, den ich bewusst links liegen lasse. Schließlich ist die heilsame Ruhe beim Wandern ein unkäufliches Erlebnis, das ich nicht eintauschen möchte, für dessen Mühen ich mich im Ziel aber liebend gerne mit einem Besuch in der Therme geschafft und zufrieden belohne.

  • De Ole Kerk in Bispingen stammt aus dem Jahr 1353, steht jedem Besucher offen und wird seit ihrer Renovierung 1973 vor allem als Kapelle für Trauungen, Taufen und Konzerte genutzt.

  • Für einen Ausflug in das Heide Park Resort, den größten Freizeitpark Norddeutschlands, sollte man mindestens einen ganzen Tag einplanen.

  • Die Soltau Therme vereint Solebad und Saunalandschaft sowie das Gesundheits- und Wellnesszentrum Vitadrom mit Therapie-, Fitness- und Wellnessangeboten unter einem Dach.

Die Kolumne vom Heidschnuckenweg - Randnotizen von Deutschlands schönsten Wanderweg

Sofies Schnucken-Post erscheint alle 14 Tage als Kolumne über den Heidschnuckenweg zwischen Hamburg und Celle, der zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde. Der 223 Kilometer lange Fernwanderweg durch die Lüneburger Heide erstreckt sich über 13 Etappen und ist zusätzlich mit 12 als „Heideschleifen“ bezeichneten Rundwanderwegen gespickt. 



Folgen-Übersicht:

Schnucken-Post #01: Moin vom Heidschnuckenweg
Schnucken-Post #02: Frühlingserwachen
Schnucken-Post #03: Endlich einsam
Schnucken-Post #04: Zauberhaft
Schnucken-Post #05: Unvergesslich
Schnucken-Post #06: Abenteuerlustig
Sc
hnucken-Post #07: Kosmopolitisch